Das im Jahre 1976 eröffnete Hallenbad ist mit seiner prägnanten Erscheinung ein Wahrzeichen für die Stadt Sindelfingen. Die charakteristische Gestalt wird durch das weitgespannte Holzdach definiert, das aus zwei hyperbolischen Paraboloidschalen aus Brettschichtholzträgern besteht. Es herrscht eine besondere Atmosphäre in der Schwimmhalle, die im Zuge der Sanierung in eine moderne und zukunftsfähige Badelandschaft erhalten bleiben sollte. Die Basis der Neuausrichtung des Sindelfinger Badezentrums bilden neben dem Erhalt des Sportbereichs der Neubau einer Familienwelt sowie einer Saunawelt mit attraktivem Außenbereich.

Der Entwurf für die Erweiterung des Badezentrums nutzt die Topographie des Hangs, um das umfangreiche Raumprogramm mit den funktionalen Anforderungen zu erfüllen. Der nach Süden zum Freibad hin aufgefächerte Neubau fügt sich horizontal gegliedert gut in die bestehende Topographie ein und tritt nicht in Konkurrenz mit der formalen Geste der hoch aufragenden, geschwungenen Holzschale des Sportbads. Durch den Rückbau des Obergeschosses am Umkleideriegel des bestehenden Bades wird der Blick von Norden aus auf die expressiv geformte Dachschale des Sportbads freigestellt. Der neue, gemeinsame Eingang für den Sport-, Familien- und Saunabereich entwickelt sich aus dem Bestand heraus und verbindet alle Funktionen miteinander. Von hier aus hat der Besucher Einblicke in beide Badehallen und nach außen. Sauna- und Wellnessbereich werden von der Eingangshalle aus übersichtlich über eine Galerie erschlossen. Das Bad ist als offen gestaltetes Haus übersichtlich und funktional gegliedert. Der fächerartige Grundriss öffnet sich nach Süden zum Freibad und zum Landschaftsraum. Zwischen Sportbad und Familienhalle entsteht ein gut proportionierter, geschützter Freibereich. In dieser grünen Fuge zwischen Alt und Neu ist das Restaurant mit Außenterrasse von allen Badebereichen aus gut sichtbar angeordnet. Hier befindet sich der Übergang vom Sportbad in das Familienbad und den Saunabereich. Über dem Freibereich sind Blickverbindungen zwischen den beiden Badehallen gegeben, was für eine gute Orientierung sorgt.

Energie und Nachhaltigkeit
Das neue Badezentrum Sindelfingen soll ein klimaneutrales Energiekonzept erhalten. Der Primärenergiebedarf wird vollständig aus regenerativen Energiequellen erfolgen. Die Hauptenergiequellen sollen dabei Solarenergie und wenn möglich regenerative Wärme aus dem öffentlichen Abwasserkanal sein, in Verbindung mit Speichertechnologien insbesondere von großen Wärmespeichern. Vorgesehen ist im Hallenbad ein Niedertemperaturnetz z.B. für Beckenwassererwärmungen und Flächenheizungen sowie ein Hochtemperaturnetz für die Warmwassererzeugung (Brauchwasser für Duschen). Für das Hallenbad mit Sauna wurde ein überschlägiger Wärmeenergiebedarf von 1.700 MWh und ein Stromenergiebedarf von 750 MWh berechnet. Die empfohlene Wärmeleistung der regenerativen Wärmeerzeugung beträgt ca.800 KW.

Folgende Maßnahmen sind zur Erreichung der Ziele vorgesehen:

  • Blockheizkraftwerk mit ca. 20kWel / 50 kWth zur Deckung einer ganzjährigen Grundlast an Wärme und Strom, als Energiequelle entweder Holz, Biogas oder Power-to-X (PtX). Dabei wird z.B. aus regenerativ erzeugtem Strom Gas (Wasserstoff, Methan, etc.) erzeugt, welches dann sehr gut speicherbar ist. Je nach Entwicklungsstand sind auch Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzellen in Kaskadenschaltung denkbar.
  • Bei einer Abwasserwärmenutzung aus dem öffentlichen Abwasserkanal, können ca. 600 KW mit mindestens 11°C auch in Trockenzeiten an Wärme entnommen werden. Hierfür werden zwei Wärmepumpen mit jeweils 400 KW als Primärquelle zur Verfügung gestellt. Die Stromversorgung der WPs erfolgt über die Eigenstromerzeugung der PV-Anlage auf dem Dach. Überschüssige Wärme wird in großen, möglichst hohen Pufferspeichern zwischengespeichert.
  • Optional Geothermie mit Energiepfählen im Zuge der Gründung des Gebäudes.
  • Auf die ca. 2.500m² nutzbare Dachfläche über Teilen des Hallenbads und der Sauna sollen zum einen aufgeständerte Photovoltaikmodule (PV-Module mit ca. 160 kWp Leistung), als auch sogenannte Hybridmodule (PVT-Module mit ca. 170 kWp Leistung) zur Ausführung kommen. Die Hybridmodule wandeln die Sonnenenergie nicht nur in Strom um, sondern erzeugen zusätzlich noch ca. 350kW Wärme. Der Betrieb der Anlage ist bis zu einer Außentemperatur von ca. 5°C möglich. Durch die Wärmeentnahme kommt es indirekt auch zu einer Kühlung der Module was die Effektivität der Stromerzeugung erhöht. Die Wärme kann zum einen als Energiequelle für die sowieso vorgesehenen Wärmepumpen dienen, als auch im Sommer bei einem Überschuss in das Erdreich (= Speicher) gefördert und somit im Winter wieder für die Geothermie genutzt werden.
  • Es ist im Sommer eine Nachtauskühlung (außer Schwimmhalle) über die Lüftungsanlagen vorgesehen. Die Gesamtluftmengen der maschinellen Lüftungsanlagen wird durch Doppelnutzungen reduziert. So wird die Abluft der Schwimmhalle als Zuluft für die Duschräume verwendet und die Abluft der Eingangshalle als Zuluft für die Technikbereiche. Durch Feuchteschiebung außerhalb der Betriebszeiten in der Schwimmhalle können auch diese Lüftungsanlagen abgeschaltet werden.
  • Um einen minimalen Energieverbrauch bei den technischen Anlagen zu erreichen, sind hocheffiziente Wärmerückgewinnungsanlagen bei den Lüftungsgeräten, Abwässer aus den Duschen und beim Austausch des Badewassers vorgesehen. Sämtliche Pumpen werden über Frequenzumformer bedarfsgerecht nach den jeweiligen Anforderungen gesteuert.
  • Die Beleuchtung mittels LED-Technik wird tageslichtabhängig gesteuert.