Städtebau & Freiraumkonzept
Nach über fünfzig Jahren Betriebszeit soll das Spickelbad durch einen Neubau ersetzt werden. Das Spickelbad liegt unmittelbar am Fribbe-Freibad und bietet dadurch eine einzigartige Schwimmatmosphäre zwischen Innen- und Außenraum. Der Entwurf nutzt diese besondere Lage und öffnet sich mit einer transparenten Westfassade zum Gelände des Fribbe-Freibads. Der Baukörper mit abgerundeten Ecken bildet einen sanften Kontrast zur geradlinigen Geometrie des Kaufbach-Kanals und vermittelt eine weichere, fließende Architektursprache. Besonderer Wert wird auf Nachhaltigkeit gelegt: Geplante Photovoltaikanlagen und begrünte Dächer tragen wesentlich zu Energieeffizienz, Klimaschutz und einer ökologisch hochwertigen Gestaltung bei.
Architektur & Entwurfsidee
Das Hallenbad ist in drei Baukörper gegliedert. Der erste und höchste Baukörper überspannt das 25-Meter-Sportbecken und beinhaltet die dafür erforderlichen Obergeschosse. Der mittlere Baukörper umfasst das Lehrschwimmbecken sowie den Kinder- und Aufenthaltsbereich; er öffnet sich sanft in die Freianlagen und bildet die räumliche Verbindung zwischen Innenraum und Außenraum. Im niedrigsten, eingeschossigen Baukörper sind die Eingangshalle sowie die Nebenräume angeordnet. Diese klare Dreiteilung erzeugt eine differenzierte, architektonisch prägnante Gebäudefigur, die sowohl funktional als auch wirtschaftlich überzeugend ist. Durch die räumliche und akustische Gliederung der Badebereiche werden Sport- und Familiennutzung klar getrennt. Über eine Galerieebene im Hallenraum entstehen zusätzliche Liege- und Aufenthaltsbereiche mit Blick in die Schwimmhalle, die die Aufenthaltsqualität für die Besucher*innen deutlich erhöhen.
Grundriss & Funktionsverteilung
Die Funktionsverteilung folgt dem Prinzip kurzer Wege und klarer Orientierung. Vom Haupteingang über den Kassenbereich bis in die Badehalle verläuft eine intuitive, übersichtliche Besucherführung. Der separate Nebeneingang für Schulen und Vereine liegt an der Ostfassade, von wo aus die Gruppen direkt zu den Sammelumkleiden im Obergeschoss gelangen. Dadurch wird die Besucherlenkung an stark frequentierten Tagen optimiert und Kreuzungen zwischen Publikums- und Gruppenverkehr vermieden. Die Verwaltungs- und Servicebereiche, die tagsüber stark genutzt werden, befinden sich im Erdgeschoss, während sich die Personalumkleiden im Obergeschoss befinden. Auch die Besucher-WCs wurden barrierefrei über den Aufzug erschlossen. Diese kompakte Gebäudestruktur ermöglicht eine effiziente Nutzung der Flächen und eine klare Organisation der Abläufe. Die Becken sind so angeordnet, dass von allen Bereichen ein direkter Blick ins Grüne möglich ist. Im Sommer ermöglicht die großflächige Verglasung eine starke Verbindung zwischen Innen- und Außenraum und schafft eine helle, einladende Atmosphäre. Das 25-Meter-Sportbecken ist räumlich und akustisch durch den Funktionsriegel von den anderen Becken getrennt und wird durch integrierte Liegebereiche ergänzt. Das Lehrschwimmbecken und das Kinderbecken – als lebhaftere Zonen – sind südlich angeordnet und werden durch Außenplanschbecken, Terrasse und Aufenthaltsbereiche ergänzt. Entlang dieser Zone befinden sich auch die Funktions- und Technikräume, die eine direkte und effiziente Anbindung an die Badehalle gewährleisten. Entlang der Westfassade verläuft eine großzügige Holzterrasse, die sowohl als Liegefläche für Badegäste als auch als Aufenthaltsbereich für das Personal genutzt werden kann. Sie dient zugleich als Verbindungszone zu den gastronomischen Angeboten wie dem Foodtruck-Bereich. Der Betriebshof befindet sich im Süden des Gebäudes, im Bereich des bestehenden Filterhauses. Er wird durch eine Holzumzäunung gefasst und durch eine Grünzone von der Badehalle getrennt, wodurch ein funktional klarer, aber landschaftlich eingebundener Übergang entsteht. Der Neubau ist nach BayBO ein Gebäude der Gebäudeklasse 3. Das gesamte Gebäude wird als ein Brandabschnitt ausgeführt. Im Erdgeschoss werden die tragenden Stützen in Holz ausgeführt und auf Abbrand bemessen. Aus der Schwimmhalle führen jeweils Türen direkt ins Freie, wobei die maximal zulässige Rettungsweglänge von 35 m bis ins Freie eingehalten ist.
Tragwerk
Das Tragwerk des Gebäudes wird als Holz-Hybridbau geplant. Das Ziel des Entwurfs ist es die wichtigen Anforderungen an eine nachhaltige und gleichzeitig dauerhafte Bäderplanung zu vereinen. Das Untergeschoss, Beckenkonstruktionen und andere hochgradig Wasserbeanspruchte Bauteile wie Sanitärbereiche, werden in Stahlbetonbauweise ausgeführt. Durch eine optimierte Bemessung und sinnvolle WU-Planung werden Beton- und Betonstahlmengen soweit reduziert wie möglich. Der Boden der Umkleidebereiche im OG wird als HBV-Decke geplant. Sämtliche andere Decken und Dächer werden in reiner Massivholzbauweise realisiert. Für die weitgespannten Dächer über den Badehallen wird eine sehr materialsparende und gleichzeitig kompakte Rippendecke gewählt. Diese besteht aus schlanken BSH-Rippen mit nur 12cm Breite, die in einem Abstand von ca.80cm angeordnet werden. Die oberseitige 60mm Brettsperrholzplatte wirkt im Verbund mit den Rippen und garantiert damit eine sehr effektive und wirtschaftliche Konstruktion. Die modularen Rippenelemente werden im Werk vorgefertigt und stellen damit hohe Qualität und eine schnelle Montage sicher. Ausbaugewerke wie ELT und abgehängte Decke können bereits im Werk vorinstalliert werden. Dadurch kann auf ein aufwendiges Raumgerüst verzichtet werden. Umlaufend an der Fassade dienen reduzierte Stahlträger als Auflager für die Holzrippenmodule. Diese Randträger befinden sich oberhalb der Abhangdecke und treten daher nicht in Erscheinung. Als Dachstützen werden schlanke und dauerhafte Stahlrundrohrstützen gewählt, um zum einen eine möglichst freie und luftige Durchsicht der Glasfassade zu erlauben andererseits, um Dauerhaftigkeitsproblem durch Spritzwasser, wie es bei Holzstützen der Fall wäre, zu vermeiden. Für die Ausführung der Stahlbetonkonstruktionen wird ein Recyclingbeton mit zusätzlich CO2-armen Zuschlagsstoffen gewählt. Der CO2 Beitrag des Massivbaus kann so zusätzlich zu konstruktiven Maßnahmen um ca. 40% reduziert werden. Der grundsätzlich hohe Holzanteil durch die Holz-Hybrid-Konstruktion wirkt sich zudem sehr positiv auf die CO2-Bilanz des Gebäudes aus.
Technikkonzept
Das Projekt Spickelbad verfolgt das Ziel, durch eine energetisch und betriebswirtschaftlich optimierte Planung und Ausführung aller technischen Anlagen einen ökonomisch effizienten und zugleich einfach zu bedienenden Betrieb sicherzustellen. Die Badewassertechnik umfasst vier getrennte Umwälzkreisläufe (Sportbecken 189 m³/h, Lehrschwimmbecken 228 m³/h, Kleinkindbecken 54 m³/h, Außenplanschbecken 85 m³/h), deren Wasser über Wärmetauscher erwärmt und mittels Mehrschichtfiltern nach DIN 19605 aufbereitet wird. Die Verfahrenskombination aus Flockung, Filtration und Chlorung gewährleistet eine hohe Wasserqualität; alle Kreisläufe verfügen über eine automatische Mess- und Regeltechnik zur Steuerung von Chlorwert, pH-Wert und Redoxpotential. Eine Wärmerückgewinnung erfolgt über Filtrat-Wärmetauscher, während überschüssiges Messwasser in Rohwasserspeicher zurückgeführt wird. Die Sanitäranlagen sind mit wasser- und energiesparenden Armaturen ausgestattet, ermöglichen automatische Hygienespülungen und werden zentral über eine Frischwasserstation versorgt. Die Wärmeversorgung erfolgt über das Fernwärmenetz; Becken und Warmwasserbereitung nutzen Wärmetauscher und Pufferspeicher. Lüftungsanlagen mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung und FU-geregelten Motoren der Energieklasse A/A+ sorgen für ein optimales Raumklima. Die Elektro- und Kommunikationstechnik beinhaltet eine PV-Anlage auf den Dächern, LED-Beleuchtung, KNX-BUS-System, Sicherheitsbeleuchtung, Videoüberwachung, Brandmelde- und elektroakustische Anlagen. Sämtliche haustechnischen Systeme werden in die Gebäudeautomation integriert, die eine zentrale Steuerung, Überwachung und Optimierung der Anlagen ermöglicht. Eine Trendkurven- und Störmeldungsfunktion unterstützt die kontinuierliche Effizienzsteigerung des gesamten Betriebs.