Mit dem Neubau des Servicegebäudes für die Herzog August Bibliothek soll zusammen mit den Bestandsgebäuden das "Zentrum altes Buch" entstehen. Das neue Servicegebäude spannt sich wie eine Brücke zwischen Bibliothek und Magazingebäude und verbindet diese Bereiche miteinander. So entsteht ein halböffentlicher Raum mit besonderer Spannung und Charakteristik. Die zurückspringende Eingangszone und die auskragenden Obergeschosse gliedern das Volumen und bilden einen gut proportionierten und spannenden Raum zwischen Servicegebäude und Direktorenhaus. Das Gebäude sollte trotz seiner Größe durch das umfangreiche Raumprogramm nicht in den Vordergrund rücken, sich aber dennoch selbstbewusst in das Gebäudeensemble einfügen. Die räumliche Struktur des Gebäudes ist klar und übersichtlich über alle Geschosse. Über die zentrale Erschließung öffnet sich das Gebäude über alle Geschosse zum Garten hin und ermöglicht Ein- und Ausblicke in den Garten und auf die umliegenden Bibliotheksgebäude. Der straff organisierte dreibündige Grundriss beherbergt in der Mittelzone alle Nebenräume wie Lager und Archivräume sowie die Erschließung und Technikbereiche. Die Arbeitsbereiche und Büroräume sind entlang der Fassaden angeordnet Die von der offenen Mittelzone abgehenden Bereiche können über verglaste Türanlagen gesichert werden. Im Zentrum des Gebäudes verbindet eine offene Treppe alle Geschosse miteinander. Die Treppe bildet die kommunikative Mitte im Gebäude. Den Raumgrößen liegt ein Ausbauraster zugrunde, dass sich mit dem Konstruktionsraster deckt. Die Trennwände zwischen den einzelnen Räumen können auf dem Ausbauraster versetzt werden, sodass relativ einfach andere Raumaufteilungen geschaffen werden können und die Räumlichkeiten an sich ändernde Anforderungen angepasst werden können. Das erste Obergeschoss schafft die Anbindung an die historische Bibliothek und das Magazingebäude. Diese Anbindung ermöglicht eine nahezu barrierefreie und sichere Wegeverbindung für den Transport der Sammlungsbestände. Die Anbindung der Brücke im 1. Obergeschoss der Bibliothek muss im Zuge der Sanierungsmaßnahmen neu organisiert werden.
Robuste und langlebige Materialien verleihen dem Gebäude Wertigkeit. Die Betonkonstruktionen können aus recyceltem Beton hergestellt werden um die Co2-Bilanz zu verbessern. Die Holzfenster werden mit gedämmten Fensterläden geschlossen, um die solaren Gewinne entsprechend steuern zu können. Werden die Arbeitsbereiche nicht genutzt wie z.B. in den Nachtstunden oder an Wochenenden, können die Fenster mit den Läden komplett geschlossen werden. Das gewährleistet eine Temperaturkonstanz in den Räumen hält den Energieverbrauch möglichst gering. Die Büroräume und Räume ohne spezielle Anforderungen an das Klima erhalten Öffnungsflügel für die natürliche Belüftung der Räume. Die Decken und Wände in den Räumen werden teilweise mit thermisch aktivierten Lehmputzen verkleidet, um große Schwankungen der Luftfeuchte zu vermeiden. Die opaken Flächen der Fassaden werden mit einer hinterlüfteten Ziegel-Fassade hergestellt. Die raue Backsteinfassade harmoniert mit den alten Gebäuden und verleiht dem Gebäude den Charakter eines Werkstattgebäudes. Das Ensemble nimmt die Sprache des Ortes auf, ohne die Aufmerksamkeit des historischen Bestandes zu überzeichnen. Raumkanten und Baufluchten erzeugen eine eigenständige, in sich ruhende Formsprache mit prägender Charakteristik und Adressbildung.