Das Bestandsgebäude des Verwaltungssitzes für die Abfall-Wirtschaft Rems Murr in Waiblingen soll an die neue Nutzung angepasst und durch zusätzliche Büroflächen auf dem Grundstück erweitert werden. Im Sinne eines nachhaltigen und ressourcenschonenden Umgangs mit unserer Umwelt und aus städtebaulichen Überlegungen heraus ist ein Abbruch des bestehenden Gebäudes nicht gewünscht. Da sich die bestehende Gebäudestruktur aber nur bedingt an die neuen Nutzungen und die räumlichen Erfordernisse anpassen lässt, wird der Bestand durch einen entsprechenden Zubau auf der Rückseite ergänzt und erweitert. Die niedrigeren Anbauten des Bestandsgebäudes werden rückgebaut. Der Neubau schließt über eine gläserne Fuge an den Bestand an und legt sich mit einem sanften Knick um den Bestand. So entsteht zwischen Alt-und Neubau ein kleiner grüner Hof, um den sich die neuen Räumlichkeiten gruppieren. Unter dem aufgeständerten Neubau befinden sich Parkplätze und Fahrradstellplätze mit E-Ladesäulen. Mit der 2- bzw. 3-Geschossigkeit nimmt der Neubau die Höhen der umliegenden Gebäude auf der Rückseite auf und bleibt unter der Traufhöhe der Straßenraum bildenden Bestandsbebauung.
Mit dem zukünftigen Verwaltungsgebäude möchte die AWRM den Bürgerinnen und Bürgern ein Mehr an Service und Beratung bieten. Hierfür sollen offene Beratungsbereiche und Infostellen vorgesehen werden. Die Arbeitsbereiche sollen in modernen, offenen Raumstrukturen untergebracht werden. Diese werden ergänzt durch kommunikative Treffpunkte und Räumlichkeiten für informelle Meetings. Der bestehende Grundriss des Altbaus und des Neubaus wird offen für eine zukünftige flexible Nutzung gestaltet. Durch die direkte Anordnung des Neubaus an den Bestandsbau ist die Möglichkeit gegeben eine weitere Organisationseinheit bei gemeinsamer Nutzung des Foyer Bereiches und des Zugangs unterzubringen. Der Bestandsbau wird über ein neues Sicherheitstreppenhaus mit Aufzug separat, barrierefrei erschlossen. Im Obergeschoss sind Altbau und Neubau über das Treppenhaus miteinander verbunden was ein Maximum an Flexibilität gewährleistet. Der Neubau ist pro Geschoss in zwei Brandabschnitte mit max. 400m² aufgeteilt und verfügt über ein Sicherheitstreppenhaus, welches bis auf die Parkebene ins Freie führt. Das Bestandsgebäude wird ebenfalls über ein neues Sicherheitstreppenhaus über den Hof direkt ins Freie entfluchtet.
Den Innenausbau prägen naturbelassene und robuste Materialien. Im Eingangs-und Foyerbereich ein durchgängiger Steinbelag vorgesehen. Die Arbeitsbereiche erhalten einem textilen CO2 neutralen Teppichboden. Die Fensterflächen sind als Holzaluminiumkonstruktion mit 3-fach Verglasung vorgesehen mit außenliegenden Sonnenschutz, sowie innerem Blendschutz. Aus Gründen eines erhöhten Komforts sind Öffnungsflügel zur natürlichen Belüftung vorgesehen. Die Holzträger, Stützen und Geschoßdecken bleiben größtenteils sichtbar. Die Raumakustik wird über Deckensegel sichergestellt.
Klimakonzept und Nachhaltigkeit
Die Holzbetonverbunddecken werden auf den Unterseiten mit akustisch wirksamen Kühlelementen aus Lehm abgehängt. Diese Lehmplatten bilden die erforderliche Speichermasse für die Räume. Entlang der raumhoch verglasten Fensterfassade sind flache Unterflurkonvektoren angeordnet. Die Luft strömt durch regulierbare Klappen in den Fassaden in den Raum. Durch Schallgedämpfte Überströmöffnungen in den Flurwenden der Einzelbüros und Besprechungsräume wird die Luft aus den Räumen gezogen. Durch einen Abluftventilator wird ein Unterdruck erzeugt. Die erwärme Abluft wird über Wärmetauscher geleitet und die
Rückgewonnene Wärme von 85% wird dem Heizkreislauf in den Kühlen Jahreszeiten wieder zugeführt. Die Dachfläche des Neubaus wird mit flachen PV-Paneelen belegt. Die übrigen Dächer erhalten eine extensive Begrünung. Von der Materialwahl und Rückbaubarkeit über die Energiegewinnung bis zur Biodiversität spiegelt sich die Nachhaltigkeit in allen Facetten des Gebäudes. Die 3-fach verglasten, hochwärmegedämmten Fassaden bestehen aus Holz-Pfosten-Riegelkonstruktionen mit Lüftungsflügeln. Die Sturzbereiche werden mit hinterlüfteten, zementgebundenen Holzplatten verkleidet. Der Sonnenschutz wird über bewegliche Lamellenraffstores mit Lichtlenkung sichergestellt.
Das Tragwerk des 3-geschossigen Büro- und Verwaltungsgebäudes wird als Kombination eines konventionellen Stahlbetons und eines modernen Holzhybridbaus konzipiert. Das Hofgeschoss sowie die Erdgeschossdecke und die Erschließungskerne werden in Stahlbetonmassivbauweise aus RC-Beton hergestellt. Im Parkraum werden schlanke Stahlbetonstützen oder Stahlverbundstützen angeordnet, auf denen die Abfangdecke auflagert. Im Erdgeschoss und Obergeschoss wird das Tragwerk als Holzskelettbau im Rastermaß von 5.00m bestehend aus BSH-Stützen, BSH-Querunterzügen und einer Holzbetonverbunddecke ausgeführt. Die Geschossdecke wird als 30 cm dicke Holzbetonverbunddecke aus Brettsperrholzplatten t = 18 cm und einer schubfest verbundenen 12 cm dicken Stahlbetonplatte geplant. Die Ausführung der Decke in HBV-Bauweise gewährleistet einen sehr guten Schallschutz und minimiert das Schwingungsverhalten. Die schrägverlaufenden Brettschichtholzstützen entlang der Fassaden werden als Pendelstützen bemessen und jeweils mit demselben Querschnitt ohne Stoß über zwei Etagen durchgeführt. Alle Holzbauteile werden auf Abbrand bemessen und erfüllen die Brandschutzanforderung R90. Die Aussteifung des Gebäudes erfolgt über die schubsteifen HBV-Deckenscheibe und die massiven Stahlbetonkerne (in RC-Beton), die in dem massiven Untergeschosskasten eingespannt sind.